Baukeramik

Baukeramik
Baukeramik,
 
im Bauwesen Sammelbezeichnung für keramische Bauelemente, z. B. Ziegel, Blendsteine, Klinker, Dachziegel, Kanalisationsrohre, Fassadenkeramik, Fliesen und Kacheln. Besonders leicht und wärmedämmend ist die stark poröse Schaumkeramik aus Blähton oder -schiefer beziehungsweise unter Verwendung von Schaumbildnern.
 
Geschichtliches:
 
Die ältesten Beispiele von Baukeramik sind aus Uruk im südlichen Mesopotamien aus dem 4. Jahrtausend v. Chr. bekannt; es sind in der Art textiler Muster angelegte Stiftmosaike aus farbigen Tonkegeln. Glasierte keramische Plättchen traten erstmals als Wandschmuck in Ägypten im 3. Jahrtausend auf (Pyramide des Djoser), glasierte Ziegel im 12. Jahrhundert v. Chr. in Assyrien, glasierte Wandorthostaten und Knauffliesen im 9. Jahrhundert v. Chr.; auch Elam kannte spätestens seit dem 8. Jahrhundert v. Chr. glasierte Ziegel. Reliefziegel sind in Uruk im 15. Jahrhundert v. Chr. und in Susa im 12. Jahrhundert v. Chr. belegt, glasierte farbige Reliefziegel im Neubabylonischen Reich (Palastwände und Prozessionsstraße Nebukadnezars II. in Babylon) und im 5. Jahrhundert v. Chr. bei den Perserkönigen in Susa. In Griechenland und Etrurien gingen keramische Firstziegel, Traufplatten und Metopen der Marmorausführung voraus.
 
Im islamischen Persien spielten seit spätseldschukischer Zeit (12. Jahrhundert n. Chr.) lüstrierte Fliesen aus Fayence eine bedeutende Rolle als Wandverkleidung; das Herstellungszentrum war Kaschan. Die Araber brachten diese Art von Wandverkleidung auch nach Spanien (Azulejos). Eine große Blüte erlebte die Baukeramik dann im Osmanischen Reich im 16. Jahrhundert.
 
Die Entwicklung der Baukeramik des Mittelalters war mit dem gotischen Backsteinbau der nördlichen europäischen Länder, besonders des Ostseegebietes und des preußischen Ordenslandes, verbunden. Waren es in romanischer Zeit nur einfach gebrannte Formsteine, so finden sich seit dem 13. Jahrhundert auch farbig glasierte für Kapitelle und besonders zur Flächenverzierung. In Nord- und Süddeutschland kommt auch figürliche Baukeramik besonders an Portalen vor. In Italien äußerte sich die Freude der Renaissance an plastischer Gestaltung in farbig glasiertem Reliefschmuck von Altären, Friesen und Tympani (Della Robbia). Zu den hervorragendsten Werken in Deutschland gehört die mit Terrakottapilastern und einem Medaillonfries gegliederte Fassade des Fürstenhofes in Wismar (Mitte 16. Jahrhundert). Als Wandverkleidung durch Fliesen erreichte die Baukeramik noch eine späte Blüte im 17. und 18. Jahrhundert in den Niederlanden.
 
Im 19. Jahrhundert kam die Baukeramik am Außen- und Innenbau wieder vielfältig zur Geltung. Industriell hergestellte Terrakottadekorteile wie Kapitelle, Baluster, Reliefplatten, Karyatiden u. a. sind in ihrer Reproduzierbarkeit ein Grundzug der Architektur des Historismus. Im 20. Jahrhundert wird Baukeramik zur Fassadenverkleidung verwendet.
 
In ganz Ostasien waren glasierte Dachziegel und Geister abwehrende Fabelwesen als First- und Rippenkrönungen verbreitet. Im China der Ming- und Qing-Zeit waren farbige, reich ornamentierte und reliefierte Fliesenfelder als Giebelzone, Türsturz, Gesims- und Brüstungsfries, Fensterumrahmung, Sockelzone an Pailou und Pagoden verbreitet. (Terrakotta, Ziegel, Bauplastik)

Universal-Lexikon. 2012.

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